Interview mit Walter Knauer von PachaMama Hochlandkaffee aus Peru.
Wir von der Kaffeerösterei Martermühle sind immer auf der Suche nach spannenden Kaffees für euch. Ganz besonders ans Herz gewachsen ist uns ein Kaffee Projekt in Peru: Der PachaMama Bio Kaffee, den wir in unserer Rösterei als Bio Kaffee und Bio Espresso anbieten.
Wir beziehen die Arabica Kaffeebohnen aus Peru über Walter Knauer, der dort gefühlt am Rande der Welt ein großartiges Kaffeeprojekt ins Leben gerufen hat. Den PachaMama Bio Kaffee.
Wir sehen uns nicht nur regelmäßig auf der World of Coffee, sondern sind ja praktischerweise direkt ums Eck von München und freuen uns, Walter bei uns in der Kaffeerösterei für diesen Blogpost begrüßen zu dürfen. Das ist doch das Schöne: Persönlich zusammenarbeiten.
Gemeinsam mit Walter Knauer aus München sprechen wir in diesem Artikel bei uns in der Kaffeerösterei Martermühle über Bio Kaffee, Nachhaltigkeit, Direct Trade und natürlich über die perfekten Kaffeebohnen.
• Was macht Bio Kaffee eigentlich aus?
• Nur ein Bio Label oder Einstellungssache?
• Was ist direkt gehandelter Kaffee
• Soziale Projekte auf der Kaffeeplantage
• Kaffee und Nachhaltigkeit
• Kaffee online kaufen: Der Bioladen Online
Rechts seht ihr Walter und seine Frau Margot auf der Plantage in Peru.
Auch Peter hat die PachaMama Plantage schon besucht und war begeistert! Hier auf unserem Kaffee Blog findet ihr übrigens seinen Reisebericht.
UNTEN FINDET IHR EIN VIDEO ÜBER DIE PACHAMAMA PLANTAGE.
Angefangen haben wir – Walter und Michael - ähnlich wie Peter und Ralf. Zwei Freunde, ein Ziel: Die Kaffee Welt ein bisschen besser machen. Wir haben uns in unserem regulären Job kennengelernt und waren uns einig: Das kann es für uns noch nicht gewesen sein.
Wir wollten etwas Sinnvolles machen, Michael hat durch seine peruanische Frau Peru als Kaffeeland entdeckt. Die Idee: Ein Kaffee Dorf im Anden-Dschungel mit Deutschland zu verbinden. Wir wollten unsere Fähigkeiten einbringen und Leuten zu helfen. Kaffee war dabei im Anden-Dorf das Natürlichste, was nahe lag.
Wir wollen es schaffen unsere „Deutschen Tugenden“ auf harmonische und nachhaltige Art und Weise einzubringen: Für beste Qualität und bessere Lebensbedingungen. Unsere Meinung: Für guten Kaffee soll es auch gutes Geld geben. Wir vereinen hohe Qualität, Liefertreue, Qualitätskontrollen und die ursprünglichen Fähigkeiten der Bauern, den Kaffee zu kultivieren. Wenn wir all das Zusammenbringen schaffen wir einen ökologischen Kaffee Kreislauf. Im Zentrum steht die Naturverbundenheit der Inkas. Das ist unsere Philosophie. Wir haben das erst nebenbei betrieben, inzwischen ist das zeitlich sehr intensiv. Ziel ist es, einen nachhaltigen Fußabdruck zu hinterlassen.
PachaMama war schon bei den Inkas der Begriff für Mutter Erde. Wir erfahren hier eine großartige Wertschätzung an die Mutter Erde. Wir haben unserem Bio Hochlandkaffee diesen Namen gegeben, weil er eben diese Wertschätzung zum Ausdruck bringt, die wir dem Boden, auf dem er wächst und den Menschen, die ihn anbauen und pflegen, entgegenbringen.
Uns ist es wichtig, allein die Interessen der Bauern in den Vordergrund zu stellen. Deshalb haben wir eine Herausforderung, die gleichzeitig immer wieder ein Ansporn für uns ist für unsere Bauern das Bestmögliche zu erreichen: Wir sind privatfinanziert und arbeiten auf privates Risiko.
Wir wollen keine großen Investoren, die nur die Interessen Geld und Gewinn einbringen, wir machen es aus Spaß und mit dem Wunsch, die Welt ein bisschen besser zu machen. Wir arbeiten kostendeckend, aber nicht mit erster Instanz gewinnorientiert.
Unsere Bauern arbeiten schon seit jeher nach biologischen Richtlinien (zum Beispiel verwenden sie organischen Dünger). Am Anfang waren sie noch nicht Bio zertifiziert, was wir aber bald offiziell nachgeholt haben. Das kostet zwar Geld, aber unsere Kundenzufriedenheit ist uns das Wert.
Die Bauern waren in einer riesen Kooperative. Wo das Geld hinfließt, wusste keiner der Bauern so genau. Ob es das neue Moped des Chefs wird oder ein Pool – das geht so nicht. Da wollten wir Transparenz schaffen und es so organisieren, dass das Geld auch wirklich bei den Bauern ankommt. Insgesamt haben wir damit etwa 50 Familien, die davon leben können. Es werden mehr, weil wir in dem Tal etwas bewegen können mit unserem Einfluss. Die Leute, die sich bemühen, profitieren davon. Es ist ein Geben und Nehmen.
Aber zurück zum Bio Siegel: Die Deutschen sind sehr Siegel orientiert. Per se hatten wir aber schon vor der Zertifizierung ein sehr hohes Niveau. Die Siegel beruhigen allerdings die Konsumenten. Das gibt uns Sicherheit. Wir haben mit dem Direct Trade Siegel nochmals höhere Standards geschaffen. Wir leben „Kaffee vom Bauernhof“, das ist gute Ware. Wie ein Einkauf im Hofladen oder auf dem Wochenmarkt. Wir können die Kaffeeplantage nicht hierherholen, aber wir können unsere Werte und Sicherheit vermitteln. Weil der Kaffee 11.000km weit weg wächst, brauchen wir Personen, die unsere Philosophie leben und vermitteln.
Wir sind mit der guten Qualität entkoppelt vom Kaffee Börsen Preis, der sehr niedrig ist und von dem die Caftealeros nicht mal kostendeckend arbeiten könnten. Hohe Qualität macht uns unabhängiger. Wir zahlen überdurchschnittlich und ohne Umwege.
Stolz bin ich darauf, dass die Landflucht in unserem Dorf aufhört. Die Leute wollen dort leben und nicht in die Großstadt. Das ist großartig. Zurück zum Ursprung, zurück zur Qualität. Die Papaya am Baum, der Kaffee wächst – wir haben dort ein kleines Paradies. Wenn wir das mit Kaffeeprojekten – nämlich Ernährung, Bildung und Gesundheit – halten können, dann ist das toll und macht uns glücklich.
Die Verbraucher sind bereit mehr für hohe Qualität auszugeben. Die Leute wollen wissen, was in ihren Lebensmitteln ist. Je mehr Industrie, desto schlechter.
Die Personen fangen zum Glück an umzudenken. Wenn ich von Kaffee Bauchschmerzen bekomme, dann lasse ich den Kaffee weg und suche nach qualitativ hochwertigen Sorten.
Die Bauern müssen sich jedes Jahr zertifizieren lassen. Es ist manchmal nur schwer vermittelbar, da sie sowieso schon die Standards erfüllen. Sie müssen mehr dafür arbeiten.
Sprich Aufklärungsarbeit sowohl im Ursprung als auch bei den Kaffeetrinkern ist das A und O. Wir zahlen den Bauern dafür aber auch mehr. Das ist ein Umdenken, das Zeit braucht.
Siegel sind inzwischen einfach eine Marktanforderung. Deshalb definieren wir Direct Trade nochmal wirklich streng. Das hebt uns ab. Wir wollen leistungsgerecht und direkt zahlen.
Transparenz ist essenziell. Wenn die Bevölkerung anfängt wirklich umzudenken, dann könnte sich das ändern.
Nachhaltig ist leider ein sehr flaches Wort geworden. Enkelkindergerecht ist für mich der bessere Ausdruck. Wir müssen die Bauern in die Zukunft führen, so dass die Bauern auch übermorgen noch überlebensfähig sind. Wir haben zum Beispiel die Bauern ermutigt, in besonders hochwertige Kaffeepflanzen zu investieren, die langsamer wachsen. Eine Investition, die erst in vier Jahren greift. Wir wollen die Weichen für die Zukunft stellen. Wir schulen die Bauern, coachen sie, auch Kontrolle gehört dazu. Die Qualitäten, aber auch Termine usw. müssen eingehalten werden. Außerdem stellen wir Hilfsmittel zur Verfügung. Zum Beispiel haben wir PH-Stäbchen mitgebracht, um die Wasserqualität zu messen. Das fängt außerdem mit einem kleinen Kaffeeröster und Kaffee-Zubereiter an. Wir wollen ökologisch sinnvoll investieren und damit Zusatzeinkommen generieren. Zum Beispiel mit Kaffeekirschen Tee oder Kaustangen aus dem Holz von Kaffeesträuchern für den Hund. Wir diversifizieren auf natürliche Art und Weise. Vertrauen muss sich aufbauen und dann auch gehalten werden. Das hilft nachhaltig und so leben wir Nachhaltigkeit. Wenn Michael und ich das nicht mehr machen können, dann sollen sie auf eigenen Beinen stehen können. Das ist unser Ziel für die Zukunft und genau das ist für uns Nachhaltigkeit.
Wir sind einmal im Jahr vor Ort für längere Zeit. Wir wollen allen Bauern gerecht werden. Michael lebt ja vor Ort, er spricht die Sprache und kennt die Kultur. Er ist auch selbst Bauer und möchte dort ein positives Beispiel sein. Er ist einer von Ihnen und dadurch erhalten wir Respekt. Einer vor Ort und einer hier in Deutschland, der Kontakt zu den kleinen Röstereien pflegt.
Am liebsten schwarz und in der Stempelkanne. Wir haben alle Zubereitungsarten getestet und wir sind aber einfach bei der einfachen, schonenden Zubereitung hängen geblieben. So schmeckt man alle unverfälschten Aromen und die natürliche Süße kommt gut raus.
Die Höhenlage und der mineralhaltige Andenboden machen unseren Kaffee besonders. Letztendlich sind es aber die Menschen, die den Kaffee mit viel Liebe und Akribie anbauen. Ein Kaffeebauer hat mir mal gesagt:
„Die Kaffeepflanzen sind wie meine Kinder, sie können nicht sprechen, aber ich weiß intuitiv was ihnen fehlt und kann sie gut entwickeln.“
Das ist der entscheidende Unterschied zu Industriekaffee. Außerdem ist der Aufbereitungsprozess das Besondere.
Wir gehen viermal durch die Ernte und ernten nur die reifen Kirschen per Hand. Hygiene ist uns wichtig. Eine aufwändige Nassaufbereitung ist relevant: Die grünen oder schlechten Bohnen werden abgeschöpft, es werden nur die Besten verwendet.
Das merkt man beim Rösten am Bohnenbild. Wir geben uns bei der Sortierung besonders Mühe. Die Bohne nimmt die Energie gleichmäßiger auf und wird dadurch im Geschmack noch runder und aromatischer. Unser Hochlandkaffee wächst sehr langsam. Dadurch hängt er lange am Strauch. Wenn wir länger rösten, karamellisiert der Zucker und wir haben einen unfassbar aromatischen Kaffee.
Wir bringen den Cafeatleros vor Ort deutsche Zubereitung nahe. Wir haben dort ein kleines Labor eingerichtet mit Röster, Messgeräten und natürlich dürfen dort eine eine French Press und eine Sowden-Kanne nicht fehlen. So können die Bauern den Kaffee einfach zubereiten. Die Kaffeekultur ist dort ganz anders. Man bekommt heißes Wasser und Kaffeeessenz. Sie müssen verstehen, wie wir unseren Kaffee genießen. Ziel ist es, unsere Bauern auch mal herzuholen. Diese Veredelung, wie wir sie in Deutschland betreiben, die ist ungewohnt für die Bauern in Peru.
Welche Zubereitung empfiehlst du? Welche Bohnen für Kaffeevollautomaten?
Wir empfehlen unseren PachaMama Bio Kaffee als Filterkaffee oder in der Sowden. Wenn jemand einen Vollautomaten hat, dann empfehlen wir den Bio Espresso.
Wir kennen unsere Röster, die unseren Bio Kaffee von uns direkt beziehen, persönlich. Wir besuchen die Röstereien regelmäßig. Wir wollen Wertschätzung und zwar gegenseitig. Industrielle Röstung akzeptieren wir einfach nicht und bedienen nur Röster mit dem schonenenden Trommelröstverfahren.
Wir wollen wissen, wohin der Kaffee geht. Das Preisniveau wollen wir für unsere Bauern halten, PachaMama ist eine geschützte Marke – ein Qualitätsmerkmal.
Auch als Nicht-Röster kann man uns besuchen – es gibt spannende Kaffee Reisen. Das ist bei uns Teil der Transparenz und der Ehrlichkeit. Kontaktiert uns also gerne.
Und sonst noch? Wollt ihr uns noch etwas mitgeben auf die Kaffeereise?
Eine Reise nach Peru ist sehr beschwerlich, aber sehr erlebnisreich. Das wird dein Leben nachhaltig verändern. Es ist kein Bade- und kein Shoppingurlaub – aber es macht glücklich!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Walter für das spannende Interview, euer großartiges Kaffee Engagement und eure Zeit. Wir sind überzeugt: Durch euch wird die Kaffee Welt ein Stückchen besser.
Ihr seid bei uns immer willkommen!
Quelle: PachaMama
Unser PachaMama Sortiment bei der Kaffeerösterei Martermühle
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