Wie schon erzählt läuft auf den Plantagen alles ganz anders als bei uns. Ich stehe ein für transparente Wege, Kontrollen im Ursprung und Projekte. Man muss sich immer vor Augen halten, wie das abläuft auf den Plantagen. Die Bauern und Arbeiter haben keine Konten oder ähnliches: Der Lohn wird einfach in Lohntüten verteilt.
Deshalb ist es so wichtig, dass man die Leute kennt und dort ist. Wir zahlen fast 100% mehr als der Weltmarktpreis. Und für mich sind Vertrauen und kurze Wege das Wichtigste.
Durch Projekte wie euer Guatemala Lampocoy und mit anderen Kleinbauern haben wir es geschafft im Ursprung eine Schulpflicht einzuführen. Das ist die beste Maßnahme für die Zukunft.
Es wurden Toiletten gebaut, Schul- und Kindergartenräume. Für mich liegt hier unsere Verantwortung bei uns in den Industriestaaten. Wir haben in der Hand, welchen Kaffee wir beziehen. Wir haben den Hebel mehr Geld für Kaffee, was für weniger Landflucht und mehr Gehalt der Bauern steht. Für mich ist nachhaltige Bildung der einzige richtige Ansatz.
Der Kaffee, den ihr verarbeitet, wird von Hand geerntet, aufbereitet und muss kurz ruhen, wie beim Wein auch. Er muss sich entfalten. Das bedeutet ein bis drei Monate Lagerung im Ursprung, bis sie aufbereitet und exportiert werden. Gewaschene Kaffees werden relativ schnell verschickt. Der gewaschene Kaffee wird etwa eine Woche aufbereitet, dann in drei bis vier Wochen verschifft.
Sprich in sechs Wochen vom Kaffeestrauch bis in die Tasse ist das Schnellste, was möglich ist.
80% des Kaffees wird übrigens als loses Schüttgut in Containern verschifft. Eure hochwertigen Kaffees kommen natürlich in Säcken in die Martermühle.
Es gibt zwei bekannte Arten: Washed und Natural.
Die Kirsche wird geerntet, gepulpt – also die äußere Haut und das Fruchtfleisch abgequetscht, abgespült und in Fermentationsbecken entschleimt. Denn nach dem Pulpen hat die Bohne immer noch eine schleimige Pektin-Schicht außenherum.
Durch Teilablassen und Zugeben von Wasser löst sich das Fruchtfleisch von der Bohne. Danach wird die Bohne durch Waschkanäle gereinigt sowie getrocknet. Beim Trocknen gibt es entweder ein Betontrockenfeld oder Trockenanlage. Die Sonnentrocknung ist aufwendiger. Temperatur, Feuchtigkeit und Zucker werden regelmäßig gemessen zur Reifegrad Kontrolle. Der Kaffee bekommt eine klare Säure.
Das ist ungewaschene Aufbereitung und an sich sehr simpel. Die Bohnen werden gepflückt, trocken gereinigt, ausgebreitet und regelmäßig gewendet, damit sie gleichmäßig trocknen, ohne anfangen zu Faulen. Großer Vorteil ist, dass man bei der Sonnentrocknung nicht auf Wasser angewiesen ist und daher dieses Verfahren auch gut in wasserarmen Regionen anwenden kann.
Wichtig ist, dass die Kaffeekirschen beobachtet und gewendet werden, um einer Fermentierung vorzubeugen.
Nachdem den Kaffeekirschen genug Wasser entzogen wurde, werden die Bohnen in einer Maschine durch Reibung und mit Druck aus der Kirsche gelöst. Dann werden alle Bohnen von Hand sortiert. Durch die trockene Aufbereitung bekommt der Kaffee eine natürliche Süße.
Bei uns sind es etwa 10% und stark wachsend. Das ist wirklich groß geworden.
Was ist der große Unterschied zwischen Bio und konventionell?
Bei ökologischem Kaffee ist garantiert, dass er frei von Pestiziden und Fungiziden ist. Aus meiner Sicht ist die Qualität durch meine Transparenz und den direkten Handel nahezu identisch, aber bei Bio ist es eben zusätzlich zertifiziert. Vertrauen ist auch hier das A und O – dazu gehören regelmäßige Besuche auf den Plantagen. Wir machen stichprobenartige Kontrollen, wenn der Rohkaffee ankommt. Und das sowohl bei Bio, als auch bei konventionellem Kaffee. Wir haben da einen Maßnahmenplan.
Tatsache ist leider, dass Siegel immer wichtiger werden für die Verbraucher, da kaum mehr Konsumenten den Herstellern vertrauen. 99% kennen Transfair – also das Fairtrade-Siegel.
Für mich ist zum Beispiel Fairtrade leider ein Stück weit Augenwischerei. Viele Gelder versinken im Verband oder im Handel. Das wäre ein großer Fehler. Man muss sich mal vorstellen, wer alles an so einem Siegel mitverdienen möchte, das ist einfach nur ein großes Politikum. Die Kooperative muss sich auch zertifizieren lassen, das kostet auch wieder. Ich habe selbst Audits mitgemacht und vorbereitet, allein die Audits kosten 3.000€ - das ist Wahnsinn. Bei zertifizierten Transfair-Plantagen muss es auf der Plantage wieder einen Beauftragten dafür geben, der natürlich auch verdienen möchte.
Viel lieber arbeite ich direkt mit den Plantagen und Bauern. Zum Beispiel haben wir gerade erst mit Röstern gespendet für LED Leuchten auf einer Plantage. Denn die Bauern hatten keinerlei Licht in ihren Hütten.
Für mich sind die Siegel, auf die ich Wert lege Bio und Demeter. Die sagen noch wirklich etwas aus, da man Pestizide damit ausschließt.
Aber das Erfolgsrezept für mich sind vor allem Vertrauen, Transparenz und direkter Handel. Abschließend ist es für mich so, dass die Siegel in der Industrie ein tolles Tool sind, um nachhaltig zu wirken, das aber meist nur eine Gallionsfigur ist. Kaum einer, der Fairtrade im Einsatz hat, war jemals auf einer Plantage und weiß, was wie funktioniert bei den Einheimischen.
Ich glaube, der wurde Ende 2019 angestoßen: Sortenreiner Robusta. Das, was keiner will. Da tut sich gerade einiges. Ich bin selbst kein riesen Fan - wie ihr vielleicht merkt - aber da kommt definitiv ein Trend.
Und zu guter Letzt: Macht kalter Kaffee schön?
Ich trinke ihn immer warm - sagt Thomas und schmunzelt.
Danke dir, Thomas!


Inzwischen gibt es auch Hybrid-Aufbereitungen wie Semiwashed ohne Fermentationsbecken und andere neue Prozesse wie Honey Washed usw…momentan wird auch viel ausprobiert, man erhält dadurch ganz tolle Aromen. Ich finde aber wichtig, dass das Verfahren zur Region und den Ressourcen passt.
- Wie stellt man sicher, dass auch beim Plantagen Mitarbeiter Geld ankommt und soziale Projekte gefördert werden?
- Wie wird der Kaffee aufbereitet?
- Was ist der Unterschied zwischen Washed und Natural Coffee?
- Wie lange braucht der Kaffee vom Strauch als Kirsche bis in die Tasse zu Hause?
- Was macht Bio Kaffee aus?
- Welche Rolle spielen Siegel beim Kaffeeanbau?
Erfahrt es in unserem Interview. Viel Spaß beim Lesen.