Mehrweg-Kaffeebecher – Die Lösung oder Greenwashing?

Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes trinken wir jede vierte Tasse Kaffee außer Haus. Bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von 162 Litern entspricht das ca. 40 Litern Kaffee pro Jahr. Nicht alle Tassen davon sind Coffee-to-go, aber viele Kaffeegetränke gehen in Einwegbechern über den Tresen. Wir alle wissen, dass dies ein großes Umweltproblem darstellt. Was ist die Lösung?

Kaffee ist nicht nur in Deutschland ein beliebtes Getränk. Ob Luxusgut, täglicher Wachmacher oder Lifestyle-Produkt, Kaffee gehört dazu. Um den Absatz zu steigern, bieten große Kaffeeketten heutzutage überall ihren Coffee-to-go an. So kaufen nicht nur die Cafébesucher die exotischen Kaffeevariationen, sondern viele Fußgänger im Vorbeigehen. Darunter leidet nicht nur die Gemütlichkeit, auch die Umwelt nimmt großen Schaden. Lieblos weggeworfene Kaffeebecher liegen in jedem Mülleimer. Ihr Dienst dauerte durchschnittlich 15 Minuten, ein kurzes Vergnügen im Vergleich zu einer oft jahrelangen Verrottungsdauer.

Der Kaffeebecher als Umweltsünder

Daraus ergibt sich ein echtes Problem, denn heutzutage gilt es als schick, immer in Eile zu sein. Der schnelle Kaffee zwischendurch gibt einen Energiekick oder ein Gefühl der Pause. Wenn keine Zeit für eine echte Pause ist, nimmt man seinen Kaffee schnell mit zum nächsten Termin. Und gönnt sich dadurch seinen kleinen Luxus zwischendurch. Da wir keine Kaffeetasse mit herumtragen möchten, kaufen wir schnell einen Becher, den wir meistens ebenso schnell wieder wegwerfen. Gibt es dafür eine sinnvolle Lösung?

Viele Kaffeeanbieter setzen sich zurzeit mit diesem Problem auseinander, nicht immer uneigennützig. Wir alle lesen gerne über gefundene Lösungen und lassen uns zu schnell überzeugen. Wie bei der Herstellung von Kaffee darf man nicht alles glauben, was uns von großen Handelsketten erzählt wird. Profit steht an oberster Stelle, nicht der Gedanke an die Umwelt. So werben die großen Firmen zurzeit aggressiv mit ihren ökologischen Taten. Ein gutes Gewissen beim Kauf ihrer Produkte soll den Umsatz steigern.

Greenwashing mit Kaffeebechern

Aus diesem Grunde wechseln viele große Kaffeeanbieter auf scheinbar umweltfreundliche Pappbecher, recycelbares Plastik oder Mehrweglösungen. Damit uns dieser ökologische Tatendrang nicht entgeht, investieren sie große Summen in Werbekampagnen. Manchmal gibt es dafür keine wissenschaftliche Grundlage. So etwas nennt man Greenwashing. Ein grünes Image liegt im Geschäftsinteresse von großen Unternehmen. Zu groß ist die Gefahr, dass die Kunden wegbleiben.

Übersetzt bedeutet der Begriff Greenwashing in etwa ökologische Schönfärberei. In ihren Kampagnen beschreiben die großen Firmen ihre positiven Produkteigenschaften, verschweigen aber Umweltsünden zum Beispiel bei der Herstellung. Sie erfinden irgendwelche Bio-Labels oder geben kreativ die Umsetzung gesetzlicher Vorschriften als eigene Umwelt-Idee aus.

Greenwashing-Kampagnen nicht nur bei Kaffee

Dabei ist Greenwashing keine neue Erfindung. Wer erinnert sich noch an die „gesunden“ Lightprodukte oder Light-Zigaretten? Die Werbung „mit 100 % natürlichen Ölen“, ist in Bezug auf die Öle richtig, verschweigt aber, dass Öl nur eines von vielen Zutaten darstellt. Recycelbare Aluminiumkapseln täuschen darüber hinweg, dass Aluminium hauptsächlich in der Herstellung umweltschädlich ist und dass nur ein geringer Anteil recycelt wird. Pappbecher mit Plastikbeschichtung täuschen deshalb, da die Beschichtung weder recycelbar ist noch auf natürliche Art verrottet.

Der Wechsel von Styropor-Einwegbecher auf Pappbecher hat sich deshalb als nicht so umweltfreundlich erwiesen, wie in Werbebotschaften verkündet. Grundsätzlich gelten Recyclingbecher als gute Idee. Wir können unseren Einmal-Kaffee trinken und den Becher ohne allzu schlechtes Gewissen wegwerfen. Sinnvoll ist das nur, wenn Kaffeetrinker ihre Becher nach dem Trinken tatsächlich zum Recycling-Müll geben. Das ist leider in der Realität selten der Fall. Einige Baristas verlangen deshalb Pfand für die Einweg-Becher, um sie anständig zu recyceln.

Mehrwegbecher als beste Alternative?

Die meisten Pappbecher enthalten auf der Innenseite eine feine Plastikschicht. Sie bestehen nicht aus 100 % Pappe und führen zu einem großen Entsorgungsproblem. Diese Mischung sei "praktisch nicht recycelbar", bestätigt ein Sprecher der Berliner Stadtreinigung. Außerdem landeten die Becher fast immer in Straßenmülleimern, deren Inhalt nicht trennbar sei. Was vom Coffee2go übrig bleibt, endet letztendlich nicht in der Recycling-, sondern in der Verbrennungsanlage.

Viele umweltbewusste Kaffeetrinker greifen deshalb zu Mehrwegbechern. Das erscheint zunächst als gute Idee. Doch sind die momentan auf dem Markt zu findenden Produkte nicht ausgereift. Fast immer bestehen sie ganz oder teilweise aus Kunststoff. Varianten aus Naturstoffen wie Bambus sind vorbildlich, wenn nicht der Deckel aus Silikon oder Plastik besteht. Das Material der meisten Mehrwegbecher ist wie bei Lebensmittelverpackungen Polypropylen. Dieser Kunststoff birgt keine gesundheitliche Gefahr, ist hitzebeständig und langlebig, für einen Kaffeebecher demnach ideal.

Ökologisch trinken: Was bringen Mehrwegbecher?

Einen Mehrwegbecher zu kaufen und dann selten zu verwenden, bringt der Umwelt nichts. Melanie Speck vom Institut für Klima, Umwelt und Energie in Wuppertal rechnete das mit Kollegen durch. "Würden Sie jeden Tag einen Mehrwegbecher kaufen und wegwerfen, lohnt sich der Mehrwegbecher nach spätestens zwei Monaten“, sagt sie. Erst dann sei es ökologischer, ihn aufzufüllen, anstatt einen weiteren Einwegbecher zu kaufen. Speck ist dabei von der Produktion eines hochwertigen Mehrwegbechers ausgegangen. Die Produktion und Entsorgung stellt bei diesem Mehrwegsystem das Problem dar.

Das Mehrwegsystem schließt diejenigen aus, die sich spontan für eine frische Tasse Kaffee entscheiden. Und die Mehrweg-Freunde, die ihren Kaffeebecher gerade nicht dabeihaben. Allzu oft vergessen wir, unseren Mehrwegbecher mitzunehmen. Manche Damen verzichten auf den Mehrwegbecher, weil sie Angst vor dem Auslaufen des Kaffees haben. Schnell ist eine Handtasche ruiniert. Bei diesen vielen Ausnahmen sollten wir wissen: Das Mehrweg-Modell lohnt sich nur, wenn wir den Kaffeebecher regelmäßig benutzen.

Das optimale Verhalten in Bezug auf Kaffeebecher

Eine Kombination verschiedener Projekte durchläuft zurzeit in Berlin und anderen Städten eine Testphase. Becher aus umweltfreundlichen Materialien (zum Beispiel aus Bambusfasern und Maisstärke), Rabatte für mitgebrachte Kaffeebecher und die Rücknahme von Pfandbechern (unabhängig vom Ausgabegeschäft). Wir verfolgen diesen spannenden Ansatz und hoffen auf nachhaltige Lösungen. In New-York sind Wegwerf-Becher verboten und das ökologische Bewusstsein dort steigt. In Deutschland stehen die EU-Richtlinien solch einem Verbot im Weg.

Wir finden, jeder sollte nach seinen Möglichkeiten zum Umweltschutz beitragen. Alleine das Bewusstsein über die Probleme bringt oft eine sofortige Besserung. Deshalb freuen wir uns, wenn wir aufklären und helfen können. Sie als Martermühle-Freund betrachten Kaffee als hochwertiges Genussmittel. Das ist auf alle Fälle der richtige Ansatz! Sicherlich ist Ihnen bewusst, welch aufwendige Herstellung eine Tasse Kaffee bedeutet. Von der Aufzucht der Kaffeepflanze über die Aufbereitung bis hin zur Röstung und Mahlung.

Unser Lösungsvorschlag für die Zwischenzeit

Jeder Produktionsschritt bedarf großer Sorgfalt, damit das wundervolle Getränk entsteht, das wir alle so lieben. Wer einmal eine Kaffeeplantage besuchte, weiß, welche Arbeit dahintersteckt. Die Wertschätzung für einen Premiumkaffee stellt sich dann von ganz alleine ein. Für unsere Kunden ist jede Tasse Kaffee besonders. Und die konsumiert man nicht im Vorbeigehen. Nehmen Sie sich Zeit zum Kaffeetrinken und genießen sie ihn. Finden Sie es nicht viel schöner, Ihren Kaffee in einer Porzellantasse zu trinken?

Wenn Ihnen morgens die Zeit nicht reicht für eine gute Tasse Kaffee, schlagen wir Ihnen Folgendes vor: Benutzen Sie einen Kaffee-Thermosbecher. Der Vorteil besteht darin, dass Sie Ihren eigenen Kaffee mitnehmen können. Der schmeckt nämlich viel besser! Er bleibt in einem Thermobecher lange heiß und schmeckt deshalb länger gut. Sie brauchen keinen schlechten Kaffee unterwegs zu kaufen und entlasten gleichzeitig die Umwelt.