Sie machen sich gerade zum ersten Mal Gedanken über Ihr Kaffeewasser. Stimmt's? Erwischt!
Über die Geschmacksnoten verschiedener Kaffeesorten diskutieren sogar Kaffee-Laien viel. Niemand wird abstreiten, dass die Qualität der Kaffeebohnen sich auf den Geschmack des Kaffees auswirkt. Tatsächlich besteht Kaffee aber zu 99 % aus Wasser. Da ist es komisch, dass sich die wenigsten darüber Gedanken machen, mit welchem Wasser sie ihren Kaffee zubereiten. Das verwendete Wasser kann nicht nur die Lebensdauer Ihrer Kaffeemaschine verkürzen oder verlängern, es wirkt sich auch auf den Geschmack Ihres Kaffees aus. Und auch die besten Kaffeebohnen gleichen einen schlechten Wassergeschmack nicht aus. Trotzdem beschäftigen sich nur die größten Kaffeefans mit der Beschaffenheit des Wassers, das sie in ihre italienische Siebträgermaschine kippen. Zeit, dass sich das ändert!
Welches Wasser eignet sich für Kaffee?
Wasser ist nicht gleich Wasser!
Wer sich mit der Wissenschaft um gutes Kaffeewasser beschäftigt, muss einen kleinen Ausflug in die Chemie in Kauf nehmen. Wasser ist nicht gleich Wasser. Für Kaffee sind vor allem zwei Komponenten des alltäglichen Leitungswassers von Bedeutung: der Sauerstoffgehalt und der Härtegrad, gemessen in "°dH" - "Grad deutscher Härte". Wasser enthält verschieden viel Sauerstoff und unterschiedliche Mineralstoffe. Abgestandenes Wasser zum Beispiel enthält weniger Sauerstoff als frisches Wasser, deswegen riecht es muffig und alt. Der Härtegrad des Wassers hängt mit dem Mineralstoffgehalt zusammen. Typische Wasser-Mineralstoffe sind Calcium und Magnesium. Sie werden Härtebilder genannt und sind mit anderen Stoffen dafür verantwortlich, dass der Wasserkocher und die Kaffeemaschine so gerne verkalken. Je mehr Mineralstoffe sich im Wasser befinden, desto härter ist es.
Das perfekte Kaffeewasser
Die unterschiedliche Zusammensetzung des Kaffeewassers verändert den Kaffeegeschmack. Ist das Wasser zu hart, so entfalten sich die Aromen der Kaffeebohnen nicht richtig. Die Mineralstoffe blockieren die Geschmacksstoffe und neutralisieren die delikate Fruchtsäure mancher Bohnensorten - der Kaffee schmeckt fahl und langweilig. Außerdem gibt zu hartes Wasser dem Kaffee eine metallische Note.
Auch der Sauerstoffgehalt ist wichtig: Altes, abgestandenes Wasser lässt Ihren Kaffee schal schmecken. Dasselbe passiert bei abgekochtem Wasser. Je länger man das Wasser kocht, desto niedriger fällt die Sauerstoffsättigung aus und desto schlechter schmeckt der Kaffee.
Destilliertes Wasser ist keine Lösung. Man kann es zwar leicht im Drogeriemarkt kaufen und kennt es als Lösung gegen das Verkalken von Küchengeräten, aber durch das Destillieren gehen viele der Minerale verloren. Solche Minerale sind für den Geschmack notwendig. Wenn sie komplett fehlen, wird das Wasser zu weich. Die Geschmacksstoffe des Kaffees treten zu stark in den Vordergrund, der Kaffee schmeckt tendenziell sauer.
Wie so oft ist es die Mischung, die's macht. Wasser mit einem Härtegrad zwischen 8 und 12 °dH ist am besten für die Kaffeezubereitung geeignet. Kaffeewasser sollte also "mittel-hart" sein, mit genügend Mineralstoffen, die den Geschmack transportieren, aber nicht blockieren.
Kaffeewasser für zu Hause
Welchen Härtegrad genau Ihr Wasser hat, können Sie entweder bei Ihrem Wasserversorger abfragen oder selbst bestimmen. Dazu gibt es spezielle Teststreifen, die man in der Apotheke oder online bekommt.
Das Leitungswasser in Berlin zum Beispiel hat eine durchschnittliche Wasserhärte von 17 °dH. Das ist viel zu viel für gutes Kaffeewasser, so wie in den meisten deutschen Haushalten. Man muss sich also darauf konzentrieren, den Härtegrad des Leitungswassers zu reduzieren.
Kaffeewasser aus dem Filter
Eine naheliegende Lösung dafür findet sich in handelsüblichen Wasserfiltern. Man kann sie als Einweg-Produkte kaufen oder investiert mehr Geld in langfristig verwendbare Modelle. Aus ökologischer Sicht sind letztere zu empfehlen, aber beide erfüllen denselben Zweck. Wasserfilter gleichen den Mineralstoffgehalt des Leitungswassers aus, besonders zu hochkonzentrierte Mineralien werden reduziert. Dieser Prozess optimiert den Mineralstoffgehalt im Leitungswasser, sodass es sich nach dem Filtern besser als Kaffeewasser eignet.
Beim Einsatz von Wasserfiltern ist Vorsicht geboten! Wasserfilter werden leicht zum perfekten Lebensraum für Keime und Bakterien. Man sollte auf eine regelmäßige Reinigung des Filters achten, wenn man sich gegen Einweg-Filter entscheidet.
Vollautomatisches Kaffeewasser
Wer einen Kaffeevollautomaten hat, kann sich diesen Prozess sparen. Moderne Vollautomaten verfügen oft über integrierte Filterkartuschen, die die Wasseraufbereitung vornehmen. Man stellt dazu nur die Maschine auf den Härtegrad des verwendeten Wassers ein und den Rest erledigt die Technik selber. Um die Ansiedlung von Keimen und Bakterien zu vermeiden, sollte man auch hier der Filter regelmäßig austauschen oder reinigen.
Fazit: ran an die Filter!
Seien wir ehrlich: Man muss sich nicht für das perfekte Kaffeewasser interessieren. Wer bisher mit dem Kaffee zufrieden war, den er morgens im Halbschlaf aus der Tasse schlürft, der braucht sich auch jetzt keine Gedanken darüber zu machen. Und wer sich als Kaffeeexperte versteht, der hat sich wahrscheinlich längst mit seinem Kaffeewasser beschäftigt.
Es sind die normalen Kaffeetrinker, die die Wichtigkeit ihres Wassers unterschätzen: solche Kaffeetrinker, die besonders beim Sonntagsbrunch und in der Mittagspause ihren Lieblingskaffee genießen. Der Einfluss des Wassers auf den Geschmack ist maßgeblich. Der Aufwand, sein Leitungswasser zuhause aufzubereiten, ist vergleichsweise gering. Also liebe Kaffee-Lover: ran an die Filter und los!
Sobald der richtige Filter gefunden ist, kann man sich in Ruhe auf die Aromapaletten verschiedener Kaffeesorten konzentrieren. Über eine Verfälschung des Geschmacks durch das Wasser muss man sich dann keine Gedanken mehr machen. Besonders delikate Espresso- und Kaffeebohnen finden Sie übrigens auch bei unserer Kaffeerösterei Martermühle.