Er ist supersympathisch, zuvorkommend, hochgebildet und sehr charmant: Ismael Andrade, Kaffeefarmer aus Brasilien und einer der wichtigsten Rohkaffeelieferanten der Kaffeerösterei Martermühle, nahm sich während seines Deutschland-Trips die Zeit, um uns zusammen mit seinem Sohn Romolo in Aßling zu besuchen.
Ismael ist in vierter Generation brasilianischer Kaffeefarmer und führt gemeinsam mit seinem Bruder Eduardo eine der ältesten brasilianischen Kaffeefarmen als Familienbetrieb, die 1901 von seinem Urgroßvater gegründet wurde. Der startete ins neue Jahrhundert mit einer kleinen Plantage namens Capim Branco Farm in der Nähe von Carmo do Paranaiba, und widmete seine ganze Zeit und Kraft unserer allerliebsten Lieblingsbohne. Was damals klein und beschaulich begann, ist heute ein Betrieb mit bis zu 100 Mitarbeitern während der Erntezeit. Über die 120 Jahre Kaffeeanbau hat sich viel verändert, aber eines ist seit Gründung der Kaffeefarm gleichgeblieben: Das Ziel, qualitativ hochwertigen Kaffee anzubauen. Ein Garant zum Erreichen dieses Zieles ist das immense Fachwissen, dass sich Familie Andrade über die Dekaden aneignen konnte. Mittlerweile sind sie Besitzer von etwa 3 Millionen Kaffeebäumen, die sie heute wie vor 121 Jahren behutsam mit Geduld, Know-how und echter Sorgfalt großziehen und pflegen.
Arabica ist Trumpf
Ismael Andrades Bohne ist die Arabica. Sie ist die ursprünglichste aller Kaffeebohnen, wurde schon im 7. Jahrhundert entdeckt und ist als Hochlandkaffeebohne bekannt. Arabica-Pflanzen haben sehr anspruchsvolle Wachstumsbedingungen: Sie brauchen konstante Temperaturen, lieben es eher schattig, benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit und gedeihen auf 600 bis 2300 Höhenmetern. Auf den Andrade-Kaffeefarmen herrschen bei über 1000 Höhenmetern genau diese Bedingungen, die den Arabica-Bohnen diese große Aromafülle schenken.
Bei einer Tasse Santos, der zu 100 % aus Ismaels Bohnen hergestellt ist, verriet er uns ein paar Kaffeegeheimnisse aus seinem Leben.
Kaffeeanbau mit traditionellen und modernen Werten
An seine allererste Tasse Kaffee kann sich Ismael gar nicht mehr erinnern. In Brasilien liebt man einen wachen Geist in einem gesunden Körper und deshalb gibt es schon im Kindesalter das Bohnengetränk für helle Köpfchen. So war das auch bei ihm. Bereits als kleiner Bub genoss er sein Lieblingsgetränk, tobte er über die Plantagen und half beim Pflanzen und Ernten des braunen Goldes. Und das tut er auch heute noch. Nur dass sich heute die Anbaufläche durch den Zukauf von Farmland um ein Vielfaches vergrößert hat. Auch mit Studium und langen Unternehmerleben sieht sich Ismael Andrade auch jetzt noch als stolzer Kaffeebauer, der mit seinen Kunden in direktem Kontakt steht, die Ernte begleitet und versucht, jeden Tag Zeit auf den Plantagen zu verbringen. Immer im Fokus wie auch schon bei seinem Urgroßvater: Rohkaffee in höchster Qualität. Dafür tut man auf den Andrade-Kaffeefarmen sehr viel. Eine der großen Überschriften ist Nachhaltigkeit. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in Brasilien verfassungsrechtlich verankert. Per Gesetz ist definiert, dass eine „nachhaltige Nutzung“ der Umwelt eine Nutzung ist, die die Dauerhaftigkeit der Ressourcen, der Öko-Prozesse und der Biodiversität in einer sozial gerechten und wirtschaftlich tragfähigen Weise gewährleistet. Deshalb gilt: Chemie weg, dafür organische Düngung und viel Recycling. Ismael ist von jeher ein Verfechter der natürlichen Verarbeitungsmethode und investiert ununterbrochen in die hohe Qualität seines Kaffees. Deshalb gründete er mit 11 anderen Kaffeeproduzenten Anfang der 1990er die BSCA, die Brazil Specialty Coffee Association. Dieser Verband unterstützt kleine Kaffeefarmen aus der Region dabei, sowohl ihre Produktqualität zu steigern und dabei den Nachhaltigkeitsgedanken zu leben, als auch dabei, weltweite Kontakte zu Importeuren zu bekommen.
„Kaffee ist keine Ware, sondern eine Religion“
Auch wenn Kaffee weltweit als Ware gehandelt wird und Deutschland ein sehr guter Markt für seine Ware ist, so ist für Ismael Andrade die Bohne doch weit mehr. Für ihn hat Kaffee etwas Religiöses. Allein schon die Legende um die Wachmacherbohne unterstreicht das, denn die ersten Kaffeetrinker waren Mönche. Der äthiopische Ziegenhirte entdeckte zusammen mit seinen Tieren die belebende Wirkung der Beeren des Kaffeebaumes und brachte sie ins örtliche Kloster, wo der Abt die Beeren ins Feuer warf und so zum ersten Mal die verführerischen Kaffeeröstaromen freisetzte. Neugierig zerdrückten die Mönche die heißen Bohnen und bereiteten daraus ein belebendes Getränk.
Der Kaffee war geboren.
Für Ismael Andrade ist Musik gleichzusetzen mit Kaffee, denn die berührt ebenso Geist und Seele. „Kaffee ist ein wunderbares Getränk. Er tut der Seele unglaublich gut und weckt eine regelrechte Leidenschaft für unterschiedliche Aromen“, so der Herr der Kaffeebohnen. Und weil Ismael solch eine tiefe und emotionale Bindung zu seinem Produkt hat, behandelt er es auch entsprechend:
mit Zeit, Liebe, Wertschätzung und ganz viel Aufmerksamkeit. Das wiederum verbindet den renommierten Kaffeeproduzenten aus Brasilien und unsere Röster in der Martermühle miteinander.
Denn sowohl wir in der Kaffeerösterei Martermühle als auch Ismael Andrade lieben Kaffee wirklich von Herzen.