Andere Länder, andere kulinarische Sitten: Kaffee-Tipps für Ausland-Trips – von Italien über Griechenland bis Indien. (Folge 1)

1. Kurzer im Stehen

Okay, ein Anfänger-Tipp zum Aufwärmen. Wer in Italien einen „Caffè“ bestellt, dem schiebt der Kellner keine Tasse Kaffee über die Theke, sondern einen Espresso. Den trinken die Italiener traditionell im Stehen und in zwei bis drei Zügen. Warum die Eile? Weil sie fürchten, dass die köstliche Crema, also die kleine Schaumschicht auf dem Espresso, vor dem letzten Schluck in sich zusammengefallen sein könnte? Nein, sicherlich nicht.  Italienischer Kaffee enthält meistens einen hohen Anteil an Robusta für eine extra starke Crema. Probieren Sie doch auch einmal den Crema Roma mit 60% Robusta, also einer Crema wie in Italien: Crema Roma.
Alles schön und gut, aber Sie wollen trotzdem mehr als drei Schlucke? Dann bestellen Sie einen „Caffè doppio“, einen doppelten Espresso oder einen „Caffè americano“, einen mit heißem Wasser gestreckten Espresso.

2. Gut geschüttet

Das war zu einfach? Gut, dann auf nach Indien. Ja, auch hier gibt es eine Kaffeekultur. Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen will, bestellt am besten einen „Kaapi“, eine südindische Spezialität. Genau gesagt handelt es sich um eine eigene Variante des Filterkaffees, für die durch einen traditionellen Metallfilter gewonnener Kaffee mit geschäumter Milch vermischt wird. Bevor der Kellner ihn in einem Edelstahlbecher serviert, schüttet er ihn typischer Weise in einen „Dabara“ genannten Behälter und zurück, um ihn abzukühlen. Zum Trinken den Becher am besten am Rand festhalten.

3. Süß, süßer, „Cafecito“

Von Asien halb um den Globus nach Kuba – und hier wird’s richtig süß. Denn auf Kuba gilt der „Cafecito“ als Kaffeespezialität. Um ihn zuzubereiten, brüht der Barista Kaffee aus dunkel gerösteten Bohnen direkt auf den Zucker. Ergebnis: Ein super-süßer Shot, den jeder Besucher probiert haben sollte. Wer auf Milch nicht verzichten will, bestellt einen „Cortadito“, einen Espresso mit aufgeschäumter Milch etwa im Verhältnis 75 Prozent zu 25 Prozent.

4. Café olé

Zurück aufs europäische Festland, genauer gesagt nach Spanien. Hier spielt die Kaffeekultur eine ähnlich große Rolle wie in Italien und auch hier trinken die Menschen ihren Kaffee am liebsten als schnellen Shot, genannt: „Café solo“. Und so ein „Café solo“ ist Vorwand für so allerlei, eine kleine Pause von der Arbeit zum Beispiel oder ein kurzer Schwatz mit Bekannten aus dem Viertel. Kurzum: der Geruch frisch gemahlenen Kaffees gehört zu Spaniens Innenstädten, wie Cristiano Ronaldo zu Real Madrid. Derweil erobert die spanische Variante des Espresso Macchiato schon länger die internationale Kaffeeszene. Gemeint ist der „Cortado“, der mit mehr Milch daherkommt als der Espresso Macchiato.

5. Gefährdete Art

Über Griechenland schwappt derweil eine Espressowelle, die den traditionellen griechischen Kaffee, den „Ellinikos kafes“, zu verdrängen droht. Also, unbedingt die vom Aussterben bedrohte Variante probieren, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Dabei handelt es sich um spezielle Art des Mokkas, der in einem Gefäß namens „Briki“ zubereitet und dann ungefiltert in die Tasse gegeben wird. Obacht: Am Boden befindet sich der Kaffeesatz. Variationen gibt es unzählige, zum Einstieg etwa einen „Metrios“ bestellen, der ist mittelsüß und mittelstark.

6. Café den ganzen Tag

Vom Mittelmeer zu einem Land mit Atlantikküste: In Frankreich gilt der Kaffee als fester Bestandteil des täglichen Lebens. Ihren „Café au lait“, also Milchkaffee, trinken die Franzosen vorzugsweise zum Frühstück aus einer großen Schale ohne Henkel, genannt „bol“. Für den Rest des Tages geht es in der Regel mit „Café noir“ weiter, der französischen Variante des Espresso. Die letzte Tasse „Café noir“ schließt das Abendessen ab, je nach Geschmack in Begleitung eines Gläschens Cognac.

7. „Einspänner“ für Einsteiger

Zum Abschluss in die Berge und zu einer ganz eigenen Kaffeekultur: nach Österreich. Ungeübte verstehen beim Anblick der typischen Kaffeehauskarte erstmal nur Bahnhof. Zum Einstieg am besten einen „Einspänner“ bestellen, der Kellner – typischer Weise in Anzug und Fliege“ wird Ihnen einen starken Kaffee mit Obers, Österreichisch für Sahne, servieren. Dazu kommt in der Regel ein Glas Wasser. Weiter könnte es zum Beispiel mit einer „Wiener Melange“ gehen, einem Kaffee mit heißer Milch, oder mit einem „Braunen“, wobei es sich um eine mit Milch und Sahne aufgegossenen schwarzen Kaffee handelt.Waghalsige bestellen einen „Kaisermelange“, ein Mokka mit Eidotter und je nach Ausführung zusätzlich mit Honig und Weinbrand.

 

Übrigens: Ein Espresso, der auf der ganzen Welt schmeckt, ist der "Espresso Superiore" der Kaffeerösterei Martermühle. Und gegen Fernweh hilft er auch.