Laktoseintoleranz, vegane Ernährung oder einfach mal etwas Abwechslung. Gründe, warum Menschen nach Ersatz für Kuhmilch im Kaffee suchen, gibt es viele. Was taugen die Alternativen? Drei Varianten im Überblick.

Tofu ist das neue Fleisch, Agavensirup ist der neue Zucker, Quinoa ist der neue Weizen: Selten fanden auf unseren Tellern so viele Revolutionen statt wie heute. Und manchmal fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Aber wir leben nun mal in kulinarisch experimentierfreudigen Zeiten. Auf dem Food-Markt lassen sich heute ähnlich viele – mal mehr mal weniger sinnvolle – Trends beobachten wie in der Mode-Branche. Zudem klagen immer mehr Menschen über Lebensmittelunverträglichkeiten und suchen nach Ausweichmöglichkeiten für bestimmte Zutaten. Und nicht zuletzt zaubert die Super-Food-Bewegung immer neue exotische Lebensmittel hervor, denen sie wundersame Wirkungen zuschreibt, weswegen dann zum Beispiel eine Zeitlang in Berlin der Vorrat an Goji-Beeren bedroht ist. Wenig verwunderlich also, dass die Experimentierfreude auch vor dem Kaffee nicht haltmacht.

Ersatz für Kuhmilch

So suchen die Ernährungsenthusiasten – Neudeutsch „Foodies“ genannt – aktuell nach einem Ersatz für Kuhmilch in ihrem Kaffee, vom Cappuccino über den Latte Macchiato bis zum guten alten Milchkaffee. Manche kämpfen mit einer Laktoseintoleranz, andere haben sich für eine vegane Lebensweise entschieden, dritte probieren gerne Neues aus. Und gemeinsam haben die Vertreter der verschiedenen Strömungen eine erstaunliche Zahl an Ersatzprodukten zu Tage befördert. Hier folgen drei besonders beliebte Alternativen in der Übersicht:
 

1. Sojamilch

Unter den Ausweichmöglichkeiten in Cafés ist Sojamilch der Klassiker, so hat die „Soja Latte“ ihren festen Platz in Hipster-Cafés von Los Angeles bis München. Baristas schätzen an Sojamilch besonders die originalgetreue Schaumbildung. So können Laien die Konsistenz kaum von Echtmilchschaum unterscheiden. Entsprechend kommt Sojamilch nicht nur für sämtliche Kombinationen aus Espresso und Milch in Frage – vom Milchkaffee über den erwähnten Latte Macchiato bis zum angesagten Flat White. Sondern sie ergänzt sich auch in Sachen Aroma hervorragend mit vielen Kaffeesorten. Die Nuss-Noten passen etwa gut zu den meisten süd- und mittelamerikanischen Bohnen.

Mit dem Erfolg der Sojamilch sind allerdings manche Probleme verbunden. Um den hohen Bedarf durch konventionellen Anbau zu befriedigen, holzen etwa Industrieunternehmen in Argentinien und Brasilien große Flächen Regenwald ab und setzen auf gentechnisch veränderte Pflanzen. Wer in Europa produzierte Bio-Sojamilch kauft, sollte auf der sicheren Seite sein. Außerdem beachten: Kalt hinzugefügt kann Sojamilch im Kaffee flocken. Deswegen auf jeden Fall vorher erhitzen. Und zuletzt: Viele Sojamilch-Sorten werden künstlich gesüßt, gerade wenn sie mit geschmacklichen Extras wie Vanille oder Erdbeere verkauft werden. Beim Kauf immer auf das Kleingedruckte auf der Verpackung achten.

2. Mandelmilch

Die guten Nachrichten: Mandelmilch transportiert viele gesunde Inhaltsstoffe, etwa Proteine oder Vitamin A und D bei einem geringen Zuckeranteil. Im Vergleich zu Kuhmilch enthält sie allerdings weniger Eiweiß und Kalzium. Beim Verarbeiten für den Kaffee, etwa beim Erhitzen und Aufschäumen, verhält sich Mandelmilch ähnlich wie Kuhmilch. Wichtiger Unterschied: Der Latte Macchiato mit Mandelmilch sollte zügig serviert werden, weil der Schaum schnell in sich zusammenfällt. Im Notfall lässt er sich ein zweites Mal aufschäumen. Durch ihren starken Eigengeschmack passt Mandelmilch zu manchen Kaffees hervorragend, zu anderen eher nicht. So ergänzen sich die Nussaromen etwa gut mit schokoladigen Bohnen, wie sie zum Beispiel typischerweise in Brasilien wachsen. Ebenfalls Geschmackssache ist die säuerliche Note mancher Mandelmilchvarianten.

Ein weiterer Vorteil: Wer Lust darauf hat, kann Mandelmilch selbst zubereiten. Dazu die Mandeln über Nacht in Wasser einweichen, dann waschen und mit frischem Wasser in einen leistungsstarken Mixer füllen. Je nach Geschmack kann das Verhältnis von Mandeln zu Wasser von 1:3 bis 1:6 variieren – wobei mehr Mandeln höhere Kosten, dafür aber eine cremigere Konsistenz und mehr Aroma bedeuten. Anschließend etwa zwei Minuten mixen und dann durch ein Nusssieb oder ein Baumwolltuch abseihen. Ob gekauft oder selbstgemacht: Eine gute Alternative zu Mandelmilch ist Haselnussmilch.

3. Hafermilch

Hergestellt aus fermentiertem Hafer gilt diese Milchalternative vor allem in Skandinavien als Geheimtipp für die Kaffeezubereitung. Wie Reis-, Dinkel- oder Hirsemilch zählt sie zur Reihe der Getreidemilchsorten. In Schweden führen Cafés auf ihren Getränkekarten ganze Unterkategorien mit Hafermilchdrinks wie „Capoatchino“, „Coatado“ oder „Macchioato“. Schaum aus Hafermilch gereicht sogar den Ansprüchen der so genannten Latte-Art-Künstler, die ihn kunstvoll verzieren. Mit anderen Worten: Dank seiner hohen Dichte fällt er nicht gleich in sich zusammen. Seine Aromen sind süß und lassen Getreide und Gräser erahnen. Außerdem gilt die Produktion von Hafermilch als umweltfreundlich und kostengünstig zugleich. Sicher: Grasaromen im Kaffee sind nicht jedermanns Geschmack. Aber tatsächlich scheinen immer mehr Menschen die Kombination für sich zu entdecken. Am besten einfach selbst ausprobieren.